Sanierung von 14 Hektar ehemaliger Kokereifläche
Pressemeldung 13. März 2018, Ensdorf – Sanierung von 14 Hektar ehemaliger Kokereifläche
Rund 120 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung der RAG Montan Immobilien nach Heinitz. In der Aula der Grundschule informierte das Unternehmen über die anstehenden Sanierungsmaßnahmen auf der ehemaligen Kokereifläche Geisheck und der dazugehörigen Bergehalde.
Insgesamt vier Jahre wird das Unternehmen im Auftrag der RAG Aktiengesellschaft mit der Sanierung des 14 Hektar großen ersten Bauabschnitts beschäftigt sein. Dabei werden rund sieben Hektar Fläche abgedichtet, sieben Hektar abgedeckt, rund 7.500 Kubikmeter Massen entsorgt und 356.000 Kubikmeter Böden eingebaut. Danach wird die Fläche Bestandteil der LIK.Nord (Naturschutzgroßprojekt „Landschaft der Industriekultur Nord“).
„Die Sanierung der Fläche ist die bisher größte Sanierungsmaßnahme der RAG Montan Immobilien im Saarland“, informierte Rudolf Krumm, Prokurist der RAG Montan Immobilien, bei der Begrüßung. Krumm erläuterte zudem, weshalb für die Sanierungsmaßnahme naturschutzfachlicher Ausgleich und Kompensation erforderlich ist.
Bereits 2006 hatten erste Untersuchungen dazu geführt, dass in Heinitz kurzfristig die Hausgärten hinter den Anwesen der Friedrichsthalerstraße und der Binsenthalstraße saniert werden mussten. Seit dieser Zeit laufen die Untersuchungen für die Sanierungsplanung, die jetzt abgeschlossen und von der Bergbehörde genehmigt worden ist. Parallel liefen die Untersuchungen im benachbarten Binsenthal. Zielsetzung der Arbeiten ist die Beendigung der Bergaufsicht. „Von der Fläche dürfen keine Gefahren mehr ausgehen und eine Wiedernutzbarmachung muss hergestellt werden“, erläuterte Peter Steinmetz, Bereichsleiter Sanierungsmanagement der RAG Montan Immobilien. Dies erfolgt durch eine Kombination aus Umlagerungs-, Entsorgungs-, Abdeckungs- und Abdichtungsmaßnahmen.
Jörg Aumann, Bürgermeister der Stadt Neunkirchen, sieht in der Sanierung von Geisheck einen doppelten Gewinn für die Kreisstadt Neunkirchen: „Einerseits freuen wir uns, dass der erste Teilabschnitt der Sanierung in Heinitz nun unmittelbar bevorsteht, andererseits können wir durch die Entscheidung der RAG Montan Immobilien ihre Kompensationsverpflichtung im Stadtgebiet Neunkirchen umzusetzen, zusätzlich profitieren“. Denn das Unternehmen wird den Erlenbrunnenbach auf einer Gesamtlänge von 2,56 Kilometern renaturieren.
Stefan von dem Broch, der zuständige Projektingenieur der RAG Montan Immobilien, informierte die interessierten Bürger anschließend über das weitere Vorgehen. „Wir haben in der letzten Woche, nach Abschluss der Rodungsmaßnahmen, damit begonnen, das Baufeld zu räumen. Jetzt werden die Hölzer geschreddert und abtransportiert. Danach kann die notwendige Infrastruktur angelegt werden.“ Zwischen den Häusern der Friedrichsthaler Straße 42 und 50 werden die Baustraßen angelegt. Über diese werden die Massen entsorgt und das Bergematerial angeliefert. Insgesamt rechnet das Unternehmen mit 20.000 LKW-Ladungen in den nächsten vier Jahren. Das entspricht einem zusätzlichen LKW-Verkehr von durchschnittlich 25 am Tag. Von dem Broch sagte den Anwohnern regelmäßige Informationen zum aktuellen Stand der Maßnahme vor Ort zu.
Eine besondere Herausforderung während der Baumaßnahmen stellt die Lage des Sanierungsgebietes das. Denn die Fläche liegt innerhalb des europaweit geschützten Natura 2000-Gebietes und Landschaftsschutzgebietes „Nordwestlich Heinitz“. Hier findet sich ein Lebensraum für eine einzigartige Fauna, insbesondere im Bereich der Avifauna, der Libellenfauna und der Gruppe der Repitilien und Amphibien. Deshalb gelten für den Sanierungsablauf auch strenge naturschutzrechtliche Vorgaben. Sowohl die ökologische Baubegleitung als auch die Renaturierung des Erlenbrunnenbachs wird durch die Landschaftsagentur Plus, einer Beteiligungsgesellschaft der RAG Montan Immobilien, durchgeführt.
„Wir haben im Sanierungsgebiet geschützte Vogelarten, wie zum Beispiel Wasserralle und Zwergtaucher. Auch Mittel- und Schwarzspechte haben das Gebiet besiedelt“, zählte Anja Groß, Projektleiterin der Landschaftsagentur Plus, nur einige der Arten auf. Zudem wurden zahlreiche Rote-Liste Libellen-Arten wie Helm-Azurjungfer, Kleiner Blaupfeil oder Gemeine Keiljungfer gesichtet. Damit stellt die Fläche einen im Saarland herausragenden Lebensraum für diese Artengruppe dar. Auch die gefährdeten Gelbbauchunken, Geburtshelferkröten und Wechselkröten haben hier ihren Lebensraum.
„Um als Natura 2000-Gebiet erhalten zu bleiben, müssen bereits während der Bauausführung umfangreiche Vermeidungs- und Schutzmaßnahmen getroffen werden“, erläuterte Groß. Hierzu zählt unter anderem die zeitliche und räumliche Entkopplung der Sanierungsmaßnahmen durch die Unterteilung in vier Sanierungszonen und drei Bauphasen. Durch die Ausweisung von Biotopbäumen und die Anbringung von Nistkästen in den umliegenden Waldflächen werden Ersatzbiotope für die Avifauna geschaffen. Durch die Errichtung von Amphibien- bzw. Reptilienschutzzäunen vor den Baumaßnahmen und ein Absammeln und Umsiedeln gefährdeter Arten wird eine Tötung von Tieren vermieden.
Nach Beendigung der Sanierungsmaßnahmen werden die Flächen unter Berücksichtigung der Entwicklungsziele des Natura 2000-Gebietes, der Ziele der LIK.Nord und der Ansprüche der Arten neu gestaltet.
Natura 2000-Gebiete sind Schutzgebiete, welche dem Erhalt wildlebender Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume dienen. Dafür hat die Europäische Union verschiedene Richtlinien erlassen und in den einzelnen Ländern Gebiete nach diesen Richtlinien unter Schutz gestellt.