Leben im Steinkohlenrevier 17. März 2022, Ensdorf – RAG überträgt ehemaliges Ausbildungsbergwerk dem Verein Erlebnisbergwerk Velsen e.V.
Mächtige Schilde in den Streben, Förderbänder, Transportbahnen und Bohrgeräte: In Velsen befindet sich eine stillgelegte Steinkohlengrube. Das Besondere: seit 1945 war dieser auch ein Ausbildungsbergwerk angegliedert. Hier wurden noch bis ins Jahr 2011 Bergleute ausgebildet. Sämtliche Maschinen und Techniken des aktiven Bergbaus sind hier noch vorhanden und betriebsbereit. 800 Meter Strecke auf drei verschiedenen Sohlen. Der Verein Erlebnisbergwerk Velsen e.V. hat nach dem Ende des Bergbaus im Saarland den Ausbildungsstollen übernommen und mit bemerkenswertem Engagement zu einem Besucherbergwerk entwickelt. Zukünftig ist der Verein nicht mehr Mieter, sondern Eigentümer des ehemaligen Ausbildungsbergwerks. Die RAG überträgt es an den Verein, einschließlich der zu erwartenden Kosten für die Beendigung des Betriebes, das Land übernimmt das Risiko eventueller Kostensteigerungen in der Zukunft. Die Verträge zwischen Verein, MBK und RAG wurden heute unterzeichnet.
Bisher wurde das denkmalgeschützte ehemalige Ausbildungsbergwerk vom Verein als Betreiber von der RAG Aktiengesellschaft gemietet. Die Mietverträge wurden jährlich verlängert. Ziel war es immer, den bestehenden Mietvertrag zu beenden und dem Betreiber das Eigentum am Erlebnisbergwerk Velsen zu übertragen. Das ist nun geschehen. Das bestehende Mietverhältnis wurde jetzt beendet und dem Betreiber das Eigentum an dem Erlebnisbergwerk Velsen übertragen, der die evtl. Schließungs- und Verfüllkosten trägt, wenn das Bergwerk geschlossen werden muss. Die RAG zahlt, die im Abschlussbetriebsplan ermittelten Schließungskosten von rund 1,5 Millionen Euro, an den Verein.
Um die zweckgebundene Verwendung sicherzustellen, überweist der Verein die Sicherheitsleistung direkt weiter an das saarländische Finanzministerium, wo es im Landesschuldbuch als Verpflichtung aufgenommen wird. Das Land, vertreten durch das Bildungsministerium, sichert dem Verein zu, im Falle einer notwendigen Schließung des Bergwerks, die Kosten zu übernehmen.
Für Kulturministerin Christine Streichert-Clivot ein besonderer Moment. Die Bergmannstochter fühlt sich dem kulturellen Bergbauerbe auch persönlich verpflichtet und hat in den letzten Jahren zusammen mit den Ehrenamtlichen des Vereins und der RAG an der nun getroffenen Lösung gearbeitet: „Die Möglichkeit, in Velsen den ehemaligen Ausbildungsstollen zu besuchen, wird gerade von Schulklassen stark angenommen. Die Betreiber konnten sich vor der Pandemie kaum vor Anmeldungen retten. Velsen bietet eben nicht nur einen Blick in die Vergangenheit, sondern ist vor allem ein Zukunftsort. Wir brauchen vernetzte Angebote zwischen den unterschiedlichen Orten der Bergbau- und Industriekultur und wir brauchen mehr Professionalisierung, die die außerordentliche ehrenamtliche Arbeit in diesem Bereich unterstützt. Wir müssen folglich im neuen Haushalt auch über mehr Mittel für die Industriekultur sprechen.“
Volker Etgen, 1. Vorsitzender des Erlebnisbergwerks Velsen e.V.: „Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit mit der RAG und dem Bildungsministerium. Frau Streichert-Clivot hat mit ihrer Vorlage zur Sicherung des Erlebnisbergwerk Velsen an den Ministerrat im Jahr 2020, maßgeblich zum Erhalt dieser Anlage beigetragen. Die Übereignung gibt uns Planungssicherheit und das Schicksal dieses in Deutschland einzigartigen Lehrbergwerks, liegt zukünftig in unserer Hand. Glückauf Velsen!“
„Wir freuen uns, dass wir eine für alle tragbare und nachhaltige Lösung gefunden haben“, erklärte Stefan Hager, Regionalbeauftragter der RAG Aktiengesellschaft. „Der Fortbetrieb des ehemaligen Lehrstollens als Erlebnisbergwerk ist so gesichert. Wir danken allen Beteiligten für ihr außerordentliches Engagement und Durchhaltevermögen. Velsen zeigt einmal mehr, dass es der Zusammenarbeit aller bedarf, wenn der Strukturwandel gelingen soll. In diesem Sinne hoffen wir auch für die Denkmäler des Bergbaus Lösungen zu finden. Wir wünschen dem Verein Erlebnisbergwerk Velsen e.V. für die Zukunft viele Besucher, engagierte Mitglieder und vor allem Bergmannsglück.“