Glückauf im Wandel: Talk zur Energiewende in der RAG-Repräsentanz
Mit dem Ende des aktiven Steinkohlenbergbaus im Saarland 2012 veränderte sich auch die Rolle als Energiestandort. Der Wandel von schwarzer zu grüner Energie geht zwar voran, aber verschlechterte Rahmenbedingungen sowie Ziel- und Interessenkonflikte machen es für alle Beteiligten nicht leicht. Wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürger mit den anfallenden Problemen umgehen war Thema des Talks in der RAG-Repräsentanz in Ensdorf. An der Veranstaltung "Sind wir uns einig? Gemeinschaftsaufgabe Energiewende", der zweiten in der neuen Dialogreihe der RAG, nahmen Vertreter der Landesregierung und der kommunalen Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft teil.
Den Abend eröffnete Markus Masuth, Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien GmbH. Er freute sich über das große Interesse an der Diskussionsveranstaltung in der RAG-Repräsentanz und unterstrich die Bedeutung der Energiewende für das Saarland. Sie sei allerdings kein Selbstläufer und erfordere neue Formen der Kooperation auf vielen Ebenen. Solar- und Windenergie seien Bereiche, in denen sich RAG Montan Immobilien nach dem Abschied von der Kohleförderung aktiv engagiere. Für ehemalige Bergbauflächen sei die Verwandlung in Standorte der grünen Energie oft die beste Option. Früheren Industriearealen würden so neue Perspektiven gegeben, bestätigte zum Auftakt der Diskussionsrunde auch Rudolf Krumm, Prokurist der RAG Montan Immobilien. Manche Flächen brächten jedoch auch Restriktionen mit sich. Deren Folgenutzung etwa als Solarstandorte sei nur mit einem erheblichen organisatorischen und finanziellen Aufwand möglich. Als Unternehmen müsse die RAG bei der Realisierung der Projekte aber auch auf Wirtschaftlichkeit achten, so Krumm.
Die politische Perspektive brachte Stefan Rauber ein. Der Leiter der Abteilung Energie-, Industrie- und Dienstleistungspolitik im saarländischen Wirtschaftsministerium sagte, die Landesregierung orientiere sich weiterhin am 20/20-Ziel. Es beinhaltet die Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien am Nettostromverbrauch des Saarlandes auf 20% bis zum Jahr 2020. Das Ziel könne knapp erreicht werden, wenn eine Verordnung umgesetzt werde, an der die Regierung gerade arbeite. Diese Verordnung erlaubt die Nutzung auch bestimmter landwirtschaftlicher Flächen für Photovoltaikanlagen, so Rauber
Dr. Michael Brand vom Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES) brachte die aktuellen Erkenntnisse der Wissenschaft ein. Er sprach über die geänderten Rahmenbedingungen und die sinkende Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen im Saarland. Hinzu komme die oft unzureichende Bürgerakzeptanz für Großprojekte im Bereich erneuerbarer Energien. Dies bestätigte auch Michael Adam, Bürgermeister der Stadt Sulzbach, dessen geplante Photovoltaikanlage auf der Halde Maybach am Widerstand der Bürger scheiterte. Nur 500 Meter entfernt auf einem ehemaligen Kohlelagerplatz wurde der große Solarpark Mellin indes ganz problemlos akzeptiert. Einig war sich die Talkrunde bei der Problemlösung: Die Bürger seien frühzeitig mit einzubeziehen. Nur im Dialog ließen sich Ängste aus dem Weg räumen. Die Podiumsdiskussion, moderiert von Journalistin und Autorin Susanne Gaschke, ging sodann in eine offene Fragerunde mit dem Publikum über, das sich rege und engagiert beteiligte. Abschließend blickte „Glückauf im Wandel“ über die Grenzen des Saarlandes hinaus und stellte in einem kleinen Filmbeitrag das Projekt von „SunHelp International“ vor: Der Verein macht Familien in armen, entlegenen Regionen der Welt mit kleinen Solaranlagen vertraut. Die eigene, unabhängige Stromversorgung macht ihr Leben sicherer und menschenwürdiger.