Flächenentwicklung und Folgenutzung im Nachbergbau: 4. Veranstaltung "Glückauf im Wandel!"
Das Ende des Kohlenabbaus im Saarrevier vor mehr als sechs Jahren war industriell und kulturell ein großer Schnitt. Für rund 2.500 Hektar Fläche galt es, eine sinnvolle Verwendung zu finden. Welche das sein kann und wie man Flächen als Erbe des Bergbaus in den Dienst der Zukunft des Saarlandes stellen kann, darüber diskutierten am 14. November in Ensdorf Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Fast 100 Gäste kamen zu der mittlerweile vierten Veranstaltung der RAG-Talkreihe „Glückauf im Wandel!“, diesmal im Zeichen der Flächenentwicklung und Folgenutzung.
Moderatorin Dr. Susanne Gaschke stellte gleich zu Anfang fest: „Flächen zu besitzen ist eine schöne Sache; sie zu verwalten grenzt oftmals mehr an eine Last.“ Darauf geht auch Uwe Penth, Regionalbeauftragter der RAG an der Saar, in seiner Eröffnungsrede ein, sieht die Last aber mehr als Chance. Für die RAG als Flächeneigentümerin gibt es hier die Möglichkeit, zusammen mit der Politik, der Wirtschaft und den gesellschaftlichen Gruppen einen Beitrag zu dem saarländischen Wandel zu leisten. Da Flächenentwicklung Lebensräume und Lebensqualität der Menschen unmittelbar beeinflusst, ist sie eine Gemeinschaftsaufgabe. Man muss miteinander ins Gespräch kommen und kooperieren. Wie komplex diese Aufgabe ist und wie sie im Alltag zu bewältigen ist, berichtet Markus Masuth, Geschäftsführer der RAG Montan Immobilien. Als Tochtergesellschaft der RAG beschäftigt sich RAG MI schon seit über 40 Jahren mit der Frage der Folgenutzung. Ein langer Weg, wie Masuth betont. Die Erfahrung zeigt: Ohne starke Partner geht es dabei nicht voran.
Um diese Partner ging es auch an diesem Abend. Heinz-Peter Klein, Prokurist der LEG Landesentwicklungsgesellschaft Saarland, bestätigte: Um die Akzeptanz in der Gesellschaft zu steigern, braucht es gemeinsame Visionen und Kooperationen. Die „feine Balance“ zwischen gesellschaftlicher Akzeptanz und Marktrelevanz sprach auch Martin Krantz an, Projektleiter bei RAG MI. Dr. Michael Denkel, Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung Albert Speer & Partner GmbH, lenkte den Blick über das Saarland hinaus und ordnete das Thema in seinen bundespolitischen Kontext ein. Flächenverbrauch gilt es zu reduzieren, damit wird das Flächenrecycling immer wichtiger. Dabei ist die Frage immer: was funktioniert wo?
Auch lohnt es sich, die Aufgabe des Nachbergbaus mit anderen Szenarien zu vergleichen. Hier kam David Becker, Geschäftsführer der EGP GmbH, zum Zuge. Er zeigte Parallelen zu Militärkonversion auf, wo man mit ähnlichen Bedingungen wie im Bergbau zu tun hat, nämlich ein „Erbe“ zu verwalten. Erfolg ist auch hier nur dann möglich, wenn alle Partner „an einem Strang ziehen“ und einen gemeinsamen politischen Willen verfolgen. Zurück ins Saarland: Prof. Stefan Ochs von der Schule für Architektur der htw saar benennt die lokalen Probleme des Saarlands und wirft die Frage auf, ob wir nicht womöglich das „Land“ statt der Stadt attraktiver machen sollten. „Citynah“ Lebensräume schaffen, um die Saarländer im Saarland zu behalten. Gerade RAG-Flächen besitzen in seinen Augen hierfür großes Potential. Mit dieser Vision ging der Abend zu Ende und hat abermals gezeigt, dass die Themen des Nachbergbaus auf eine öffentliche Bühne gehören, um sie gemeinsam zu diskutieren und Lösungen zu finden.